Von Coromandel ins Nirgendwo

Tag 6 | Kauri Bäume

Am nächsten Morgen gab es das Frühstück mit den allen Gästen gemeinsam im eigenen Garten. Hier trafen wir noch auf ein älteres Ehepaar aus England (Jenny und Gaele). Sie hatten zuerst ihre Tochter in Australien besucht und sind anschließend für zwei Wochen nach Neuseeland gekommen um sich das Land anzusehen. Das Frühstück selbst war sehr gut. Judy hatte allerhand selbstgemachte Sachen vom Müsli bis zur selbst gemachten Gemüsefritatta gereicht. Ein toller Start in den Tag. Nach dieser Stärkung planten wir noch kurz was wir in den nächsten Tagen machen wollten und fuhren dann los zur Cathedral Cove. Das ist ein wunderschöner Strand mit tollen Felsformationen. Bevor wir diesen jedoch erreichten mussten wir über eine abenteuerliche geschotterte Straße, die uns über den Berg in das kleine Örtchen Hahei brachte.

Auf der Fahrt konnten wir noch einige Kauri-Bäume in einem eigens angelegten Reservoir (Waiau Kauri Grove) besichtigen. Kauri-Bäume sind riesige Bäume die angeblich über 1500 Jahre alt werden und einen Umfang von bis zu 30 Metern bekommen können. Der größte heute lebende Kauri-Baum, der Tāne Mahuta, hat eine Höhe von über 50 Meter und besitzt einen Stammumfang von mehr als 13 Metern. Das Alter des Baums wird auf circa 1500 Jahre geschätzt. Nachdem uns die Kauri-Bäume schon sehr beeindruckt haben ging es weiter über die Hubbelpiste mit tollen Ausblicken in den Coromandel Forest.

Cathedral Cove – Das überlaufene Paradies

Gleich am Eingang von Hahei gibt es einen Park and Ride Parkplatz. Da der Parkplatz am Ausgangspunkt zur Cathedral Cove selbst sehr klein sein sollte parkten wir auf diesem und nahmen den Bus für 5 NZD (Hin- und Rückfahrt) pro Person. Am Ausgangspunkt angekommen verriet uns eine Info-Tafel, dass es zum Strand ca. 45 Minuten Fußweg bevorstanden. In sengender Hitze traten wir den Fußmarsch an. Mit Wanderschuhen für die schwere Strecke besohlt merkten wir schon bald, dass wir uns mitten in einer Völkerwanderung von leicht bekleideten Leuten mit Flip Fops und Sandalen befanden. Tausende von Menschen strömten mit uns den geteerten Weg entlang oder kamen uns entgegen. Am Stand angekommen haben wir leider vor lauter Menschen das Meer fast nicht finden können. Aber wie heißt es noch gleich, „im Paradies ist man selten alleine“. Als wir von der Menschenmenge genug hatten sind wir auf dem Rückweg in einen Seitenpfad eingebogen.

Hier war auf einmal kein Mensch mehr zu finden. Die Ruhe genießend gingen wir am Bergkamm entlang bis zu einer Aussichtsplattform. Von hier hatten wir einen wundervollen Blick auf das Meer. Unten sahen wir sogar einen Strand, auf dem kein Mensch zu sehen war. Der Weg führte weiter in die Richtung des leeren Strandes. Voller Vorfreude doch noch ein kleines Stück vom Paradies für uns zu haben folgten wir dem Pfad. Dieser endete irgendwann im Dschungel. Wir haben es noch an mehreren Stellen versucht zum Meer zu gelangen, kamen aber durch das Gestrüpp nicht durch. Völlig niedergeschlagen gingen wir zum Hauptpfad zurück. Kurz vor Dem Ausgangspunkt sahen wir noch einen Wegweiser zu einem weiteren Strand. Diesem folgten wir und wurden diesmal richtig belohnt. Wir kamen zu einer kleinen Bucht an der wir kaum Menschen vorfanden. Dort konnten wir dann doch noch ein kleines bisschen vom Paradies genießen.

Unverhofft kommt oft

Der Bus brachte uns etwas später wieder zum Camper zurück und wir beratschlagten, wie wir nun weiter vorgehen wollen, da wir für diesen Abend bis zu diesem Zeitpunkt weder ein B&B noch einen Campingplatz gefunden hatten. Wegen dem Nationalfeiertag war tatsächlich alles belegt. Wir entschieden uns an der Küste entlang Richtung Süden zu fahren und uns in den kleinen Orten welche wir passierten nach einer Tankstelle, Supermarkt und einem Campingplatz umzuschauen. Um kurz vor 19 Uhr haben wir in dem kleinen Ort Tairua angekommen und fanden eine Tankstelle. Nachdem der Tank gefüllt war wollten wir noch gegenüber zum Supermarkt um unsere Wasser- und Nahrungsmittelvorräte aufzufüllen. Dieser hat uns aber gerade die Tür vor der Nase zugemacht. Also sind wir zurück zur Tankstelle um wenigstens noch etwas Wasser zu bekommen. Aber auch diese Türe wurde vor unserer Nase geschlossen. Ok, und was jetzt? Gemäß unserer Camper-App musste ganz in der Nähe ein Campingplatz sein. Diesen steuerten wir an und fanden ihn auch sehr schnell. Allerdings war der so voll, dass nichts und niemand mehr hineingepasst hätte. Und nun standen wir da mit knurrendem Magen, kein Wasser, weder Campingplatz noch B&B mitten in dem kleinen Ort. Was tun? Wir entschieden uns zuerst einmal etwas gegen den knurrenden Magen zu tun und dann einen Campingplatz zu suchen. Bald fanden wir das Restaurant Manaia und bekamen im schönen Innenhof einen Tisch. Wir entschieden uns beide für eine Pizza die hervorragend schmeckte.

Wir waren gerade fertig mit Essen als sich ein junger Mann mit seiner Gitarre auf einen Barhocker setzte und anfing zu singen. Wir schauten uns an rissen beide die Augen auf und bekamen gleichzeitig Gänsehaut. So eine tolle Stimme mit so viel Gefühl hatten wir schon lange nicht mehr gehört. Wir drehten mit unseren Handys sogar kleine Videos von ihm um euch an seinem Talent teilhaben zu lassen. Leider sind die Viedeo’s zu schlecht als dass wir sie hätten verwenden können. Christina hatte ständig im Kopf zu gehen, weil wir ja noch keinen Campingplatz für die Nacht hatten. Aber Thorsten ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wir entschieden dann bei einem Glas neuseeländischem Rotwein (Rua) diesem jungen Sänger namens Janik noch etwas zuzuhören. In der Pause sahen wir auf einmal unsere Bedienung mit Janik reden und ehe wir uns versahen fing sie an Gitarre zu spielen und sang mit einer außergewöhnlichen rauchigen Stimme. Auch von ihr waren wir begeistert. Am Ende des ersten Liedes sagte sie noch, „oh, ich glaube ich habe einen neuen Job… “ sie gab dann noch ein paar weitere Lieder zum Besten und ließ anschließend Janik wieder ans Mikro.

Während Janiks Pause konnten wir sehen, wie er mit einem älteren Paar zusammen saß. Wir dachten es handelt sich dabei um seine Eltern, die ihn bei seinem Auftritt unterstützten. Irgendwann bekam „sein Vater“ mit, dass wir von Janik begeistert waren uns wir kamen etwas ins Gespräch. Dann hörten wir die ersten Takte von Udo Lindenbergs Cello und Janik sang dazu in feinstem Hochdeutsch. Sein „Vater“ am Nachbartisch sah unsere Gesichter grinste und meinte „He is German“! In dem Moment war das Eis gänzlich gebrochen und er bat uns an seinen Tisch. So lernten wir Brett und Lisa kennen. Wir erfuhren dass die beiden sozusagen die Gasteltern von Janik waren. Brett designt und baut hochwertige Küchen. Lisa betreibt ein Luxus B&B in dem die Nacht über 500 NZD kostet. Aus Spaß fragten wir, ob sie denn ein Zimmer für uns für die Nacht hätte. Leider war sie komplett ausgebucht. Aber sie haben uns erzählt, dass es in ihrer Straße einen Campingplatz gibt auf dem bestimmt noch etwas frei ist. Wir sollen ihnen später einfach hinterher fahren. Weiterhin genossen wir die Gespräche mit den beiden und die schöne Stimme von Janik der erst 19 Jahre alt ist und hier in Neuseeland nach dem Abi für 6 Monate Work and Travel macht. Nachdem er seinen Gig beendet hatte kam er zu uns an den Tisch und wir lernten ihn kennen. Er kommt aus Heidelberg und wir hatten gleich ziemlich viele Gesprächsthemen.

Später am Abend verabschiedeten wir uns von Ihnen und vereinbarten hinter ihnen her zu fahren, so dass wir auch sicher den Weg zum Campingplatz finden. Ca. 15. Minuten ging es Richtung Süden, bis wir nach einem Fluss rechts in die Straße abbogen. Nach 20 Minuten durchs Nirgendwo fuhr Lisa nach links in die Einfahrt eines riesen Anwesen. Wir blieben nur kurz stehen um uns zu bedanken und wollten weiter zum Campingplatz fahren. Aber Brett stieg aus und meinte wir sollten mit zu Ihnen kommen. Christina dachte zuerst Mensch ist das nett, er lässt uns auf seinem Grundstück campen. Kaum waren wir auf dem Anwesen kam Janik auf uns zu und meinte wir sollten mit ins Haus kommen, sie hätten noch das Gästezimmer frei. Ähm haben wir das gerade richtig gehört? Wir werden von einheimischen Kiwis die uns nicht kennen nach Hause eingeladen? Wow, damit haben wir nicht gerechnet. Ein ganz tolles Angebot. Das Haus war riesig und sehr geschmackvoll eingerichtet. Und auch im Gästezimmer haben wir uns gleich sehr wohl gefühlt. Wir konnten sogar noch duschen gehen und so mit einem viel angenehmeren Gefühl einschlafen.

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