Traumhafter Milford Sound

Tag 21 | Bootsfahrt, Kajak und Hiking

Früh aus dem Bett hieß es heute wieder, weil wir vor den Touristenmassen am Milford Sound sein wollten. Alleine die Fahrt dorthin war schon gigantisch. Am Lake Te Anau vorbei der teilweise mit Nebel überzogen war boten sich uns hier am frühen Morgen traumhaft schöne Bilder. Die über zweistündige Fahrt verging wie im Flug. Christina dachte noch, dass der Zugang zum Milford Sound sehr schwer und Kurvenreich sei. Dies bestätigte sich jedoch nicht. Die Straße ließ sich sehr gut befahren und die Kurven hielten sich in Grenzen. Auf dem letzten Drittel der Strecke kamen wir noch durch den 1200 Meter langen Homer Tunnel. Wir trauten zuerst unseren Augen nicht. Am liebsten hätten wir die Schweizer vorbei geschickt, den Neuseeländern zu erklären, wie Tunnel gebaut werden?. Bei dem Homer Tunnel handelt es sich um eine Röhre die per Ampelanlage immer nur eine Seite freigibt, weil im Tunnel selbst keine Straßenmarkierung existiert. Dem Tunnel selbst fehlt fast jegliches Licht und Orientierungshilfe. Er sieht aus, als wäre er vor über 100 Jahren gebaut und seitdem nicht mehr verändert worden. Wir hatten das Gefühl kurzzeitig in der Steinzeit zu sein. Der Tunnel war eine Art Naturtunnel. Keine Verkleidung an den Wänden, geschweige denn von Teer auf der Straße. Es war richtig abenteuerlich.

Am Sound angekommen konnten wir noch auf dem Parkplatz direkt in Zentrum parken. Hier war noch genügend Platz vorhanden. (Das war gegen 9 Uhr. Anschließend füllte sich der Parkplatz aber sehr schnell. Wer hier keinen Platz mehr bekommt fährt die Straße ca. 1km wieder zurück Richtung Te Anau. Dort befindet sich ein weiterer Parkplatz.) Um den Sound etwas kennen zu lernen haben wir am Morgen eine Schiffsfahrt gemacht. Ach ja und hier haben wir auch wieder unsere Freunde die Sandflys getroffen. Wie bereits erwähnt handelt es sich hier um Moskitos die in der Nähe vom Wasser in Schwärmen auftreten und besonders gerne Menschen attackieren und mit Ihren Bissen quälen. Besonders gefährlich ist es, wenn viele Menschen z.B auf ein Boot warten. Irgendwie haben wir es geschafft auf das Boot zu kommen, ohne dass wir gebissen wurden. Auf der Fahrt selbst hatten wir sie nicht an Bord, weil sie den Wind nicht mögen. Aber nun zum wichtigeren. Der Milford Sound!

Der Milford Sound ist ein Fjord auf der Südinsel Neuseelands. Der 15 Kilometer lange Fjord ist die wichtigste Touristenattraktion des Fiordland-Nationalparks im Südwesten der Insel und gehört somit auch zum Weltnaturerbe der UNESCO. Der Milford Sound wurde nach dem walisischen Ort Milford Haven benannt. In der Sprache der Māori heißt er Piopiotahi. Rudyard Kipling hatte den Sound einmal das achte Weltwunder genannt.

Der Fjord entstand durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten. Der Milford Sound erstreckt sich 15 Kilometer von der Tasmansee ins Land und wird von bis zu 1200 Meter hohen Felswänden umgeben. Die höchste Erhebung ist der Mitre Peak (Bischofshut) mit 1692 Metern.

Durch Steigungsregen an den direkt anschließenden neuseeländischen Alpen gehört der Milford Sound zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Jährlich fallen hier bis zu 8000 mm Niederschlag.

An den Hängen wächst ein Gemäßigter Regenwald. Jeder Regenfall schafft Dutzende vorübergehende Wasserfälle an den umgebenden Steilhängen, von denen einige eine Länge von 1000 Metern erreichen. Jedoch kann das Regenwasser das Abrutschen von Teilen des Regenwalds verursachen. Im Wasser leben Robben, Pinguine und Delfine.

Das Wasser des Fjordes bildet zwei Schichten. Das schwerere salzhaltige Meerwasser wird von einer Schicht Süßwasser überdeckt. Diese enthält viele durch den starken Regen aus dem Boden gelöste Gerbstoffe. Dadurch herrschen im darunter liegenden Salzwasser Lichtverhältnisse die es sonst nur in weit größeren Tiefen gibt. So lassen sich im Milford Sound Flora und Fauna der Tiefsee beobachten.

Das Schiff verließ bei bedecktem Himmel den Hafen. Der Milford Sound lag nun in gigantischer Größe vor uns. Sachte schipperten wir an der Steilwand entlang. Das Schiff fuhr langsam durch den imposanten Fjord bis zur Tasman See. Hier wurde der Wind heftiger. Auf offener See entdeckten wir noch zwei Albatrosse, die sich um Futter stritten. Unser Kapitän fuhr näher heran, um sie besser beobachten zu können.  Anschließend ging es auf der anderen Seite zurück bis zu einem Wasserfall. Unser Schiff fuhr so nah heran, dass wir darunter duschen konnten. Wir waren anschließend klatsch nass. Weiter ging es durch den sanften Sound mit seinen beeindruckenden, mit Regenwald bewachsenen Steilwänden. Die Schiffsfahrt war viel zu schnell vorbei. Aber wir haben sie richtig genießen können.

Am Nachmittag schnappten wir uns ein Kajak und paddelten zum „Sandfly Point“. Das ist das Ende vom Milford Track Grate Walk, den Thorsten unbedingt gehen wollte, der aber völlig ausgebucht war. Nun fanden wir doch noch eine Möglichkeit eine Etappe zu gehen. Wie bereits erwähnt fuhren wir mit dem Kajak bis zum Ende des Tracks. Von hier aus gingen wir die letzte Etappe. Vorbei an „Papertrees“ (Papierbäumen) und „Old man beard“ (der Bart vom alten Mann) gingen wir durch den Regenwald. Fast an jeder Kurve änderte sich die Vegetation und es gab immer wieder neues zu entdecken. Wenn wir das nächste Mal nach Neuseeland kommen müssen wir den Track unbedingt komplett gehen. Er ist traumhaft schön. Wir gingen am Lake ADA vorbei bis zum „Giant Gate Falls“ einem beeindruckenden Wasserfall.  Dort legten wir eine kurze Rast ein (bei der wir übrigens die ersten Sandfly Bisse bekamen) und gingen dann zurück.

Die größte Plage von Neuseeland sind übrigens nicht die Sandflys, sondern die Ratten. Diese kam wohl irgendwann mit Siedlern per Schiff auf die Insel und bringen das Ökosystem von Neuseeland aus dem Gleichgewicht. Aus diesem Grund sollen sie, von der Regierung verordnet, ausgerottet werden. Hierfür gibt es überall Fallen in die die Ratten mit Erdnussbutter angelockt werden. (Erdnussbutter scheinen sie mehr zu mögen als Käse.)

Wieder am Sandfly Point angekommen musste alles sehr schnell gehen. Wir nahmen unsere Kajaks und paddelten so schnell wie möglich aufs Wasser und möglichst weit weg vom Sandfly Point (der übrigens nicht umsonst diesen Namen trägt). Leider waren wir nicht schnell genug. Einige dieser Biester erwischten uns vor allem an den Füßen.  Und ja, die Bisse tun höllisch weh und jucken extrem. Nicht zu kratzen ist eigentlich nicht möglich. Mal sehen, wie sie sich in den nächsten Tagen entwickeln…

Mit dem Kajak unterwegs zu sein ist übrigens mega geil. Es macht richtig Spaß direkt auf dem Wasser zu paddeln. Das paddeln selbst wird mit der Zeit sehr anstrengend. Aber mit ein paar kleine Pausen zwischendrin geht das wieder. In einem Zweierkajak ist der Hintermann der Controller. Er bewegt das Ruder und gibt die Richtung vor. Aber wenn der Vordermann entsprechenden Einfluss auf den Hintermann hat, macht dieser doch was der Vordermann will… (Christina war hier übrigens Vordermann und Thorsten der Hintermann … ?). Der Ausflug war richtig toll. Wir hatten sehr viel Spaß.

Auf der Fahrt zurück nach Te Anau hatten wir noch eine Hikerin (Tramperin) im Camper. Cat, ist aus Amerika und hat nach dem Studium ein Jahr Auszeit in Neuseeland gemacht. Sie hat 9 Monate in Wellington gelebt und gearbeitet und reist nun per Anhalter durch Neuseeland um das Land kennen zu lernen. Wir haben sie auf dem Milford Track kennen gelernt und sie hat eine Mitfahrgelegenheit nach Te Anau gebraucht. Das ist übrigens hier in Neuseeland ein beliebtes Fortbewegungsmittel bei Backpackern. Das Trampen. Normalerweise werden sie relativ schnell von den Einheimischen mitgenommen. Das ist hier eh eine Einstellung und Lebensweise, die wir aus Deutschland und der Schweiz nicht wirklich kennen. Die Türen von Häusern und Ferienwohnungen werden einfach offen gelassen. Es wird einander geholfen, wenn jemand Hilfe braucht. Man ist füreinander da. Selbst wenn man den Mensch nicht kennt.

Janik, den Musiker den wir auf der Nordinsel kennen gelernt hatten hat uns erzählt, dass er mal per Anhalter unterwegs war. Er hatte nur ein ganz kleines Schild auf dem sein Ziel drauf stand. Eine Frau hielt an und nahm ihn mit. Sie entschuldigte sich mehrmals, dass sie ihn nicht an sein exakten Ziel fahren kann, aber sie brachte ihn zu einem Ort, der zentraler war und an dem mehr Leute in die Richtung fuhren in die er wollte. Kurz nachdem sie ihn abgesetzt hatte kam sie wieder mit einem größeren Schild mit seinem Wunschort drauf. Es ist Wahnsinn wie hilfsbereit die Menschen hier sind. Wir haben an vielen Orten ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Abschließenden zu diesem Tag können wir sagen er war mega toll. Der Milford Sound, der Milford Track und das Kajak fahren haben ihre Spuren bei uns hinterlassen. Ein weiterer grandioser Tag in Neuseeland.

Best Of Pics

Experience ‚the finest walk in the world‘ as you retrace the steps of early explorers on the world-renowed Milford Track. Take a journey along valleys carved by glaciers, wander through ancient rainforests and admire cascading waterfalls.

Facts zum Great Walk Milford Track

0
Kilometer
0
Tagesetappen
0
m ü. NN höchster Punkt (Mackinnon Pass)
1000
m ü. NN niedrigster Punkt (Sandfly Point)
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Ein kleines Stück Italien in Neuseeland
The Sound of Silence

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